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04.2021

U-Bahn als „bewegliches Denkmal“ anerkannt

Foto: Herbert Lindinger

Ulm, April 2021 Dass ein an der HfG entwickeltes Produkt in den Status eines staatlich anerkannten, kulturhistorischen, mobilen Denkmals erhoben wird, ist einmalig in der Geschichte der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm.

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Ulm, April 2021 Dass ein an der HfG entwickeltes Produkt in den Status eines staatlich anerkannten, kulturhistorischen, mobilen Denkmals erhoben wird, ist einmalig in der Geschichte der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm.

So geschehen mit der 1960/61 an der HfG von Hans Gugelot, Herbert Lindinger, Helmut Müller-Kühn sowie Otl Aicher und Peter Croy entwickelten U-Bahn für die Hamburger Hochbahn.

Am Beginn dieser Geschichte stand die Idee einer Ausstellung, mit dem Titel „50 Jahre Design für den Öffentlichen Verkehr an und nach der Hochschule für Gestaltung Ulm (hfg ulm). Plädoyer für eine umweltfreundliche Mobilität.“ Mit dieser Themenausstellung sollte anhand von Beispielen aus dem Bereich des Öffentlichen Verkehrs deutlich gemacht werden, welche Impulse auf diesem Sektor von der HfG ausgingen. Im Mittelpunkt dieser Ausstellung standen von Anfang an der 1960/61 an der HfG entwickelte U-Bahn Doppeltriebwagen DT 2 sowie der 1995 von Alexander Neumeister entwickelte ICE 3 der Deutschen Bahn.

Die Suche nach einem letzten Exemplar des DT 2 erwies sich nach mehr als 50 Jahren als schwierig. Letztlich gelang es mir jedoch mit Hilfe der Hamburger Hochbahn, ein letztes Exemplar in einem Tunnel in der Nähe von Hamburg ausfindig zu machen. Der Zustand des Fahrzeugs war jedoch alles andere als präsentabel für eine Ausstellung. Das nächste Problem war somit die Restaurierung und vor allem die Finanzierung der Restaurierung. Bei politischen Kontakten stellte sich dann heraus, daß eine Anerkennung als „bewegliches Denkmal“ die Wege zu einer Restaurierung wesentlich erleichtern würde.

Es galt daraufhin, einen fachgerechten Antrag an das Denkmalschutzamt zu formulieren. Hilfreich waren dabei die Kontakte zu Herbert Lindinger, einem der Urheber des DT 2.

Die bei der Entwicklung des DT 2 angewendeten zukunftsweisenden Bauformen haben bewirkt, daß dieses Fahrzeug mehr als 50 Jahre im Dienst der Hamburger Hochbahn fahren konnte. Eine für heutige Verhältnisse unglaublich lange Zeit. Die von den Designern der HfG immer angestrebte Nachhaltigkeit und Langlebigkeit eines Produktes kam hier besonders stark zum Ausdruck. Nur so ist die geschichtliche Bedeutung des damaligen Entwurfs zu verstehen.

Das Design des DT 2 war richtungsweisend für nachfolgende Triebwagen und hat sie nachhaltig geprägt. Der DT 2 hat durch seine charakteristischen Eigenheiten auch das Bild der Stadt Hamburg mit geprägt und erlangte dadurch seine historische Bedeutung.

Mit der auf meinen Antrag hin vom Denkmalschutzamt vorgenommenen Anerkennung als „bewegliches Denkmal“ konnte sichergestellt werden, dass dieses design- und kulturhistorische Fahrzeug der Nachwelt erhalten bleibt. Der DT 2 steht in der Liste der beweglichen Denkmäler auf der gleichen Stufe wie der legendäre Flieger Ju 52 von 1936.

In der Begründung des Denkmalschutzamtes heißt es unter anderem: „Bei dem Fahrzeug handelt es sich um ein bedeutendes Zeugnis der Hamburger und der bundesweiten Verkehrsgeschichte, das seinerzeit wegweisend auf nachfolgende Fahrzeuggenerationen gewirkt hat und das in Fachkreisen überregional bekannt ist…Auch auf die Schienenfahrzeuge in anderen Städten im In-und Ausland haben die hier entwickelten Innovationen anregend gewirkt….Der Doppeltriebwagen DT 2 besitzt eine hohe verkehrs- und designgeschichtliche Bedeutung, in dem sich funktionale Nutzungsanforderungen an ein zeitgemäßes Verkehrsmittel, und eine innovative, moderne Gestaltung in idealer Weise ergänzen….“ Soweit zitiert aus der Begründung des staatlichen Denkmalschutzamtes.
Der DT2 ist die einzige U-Bahn in Europa und das einzige Produkt, das an der HfG entstand, das einen derartigen Status für sich in Anspruch nehmen kann. Ein schöner Erfolg für die HfG. Durch die Corona-Entwicklung wurde dieses Projekt zu einem Langzeit-Projekt und bedarf weiter der aufmerksamen Beobachtung und Begleitung. Ziel ist es weiterhin, die Restaurierung zu begleiten und dazu beizutragen, dass das Fahrzeug anschließend in einem geeigneten Rahmen der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Kai Ehlert

impressum„news“ Newsletter des club off ulm e.v. Kai Ehlert, Am Rüten 8,  28357 Bremen. post@kai-ehlert.de Redaktion:    Kai Ehlert (V.i.S.d.P)

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